Christoph Schendera zur Magnesium-Knappheit

Der Geschäftsführer der Europäischen Forschungsgemeinschaft Magnesium e.V. (EFM) in Aalen, Christoph Schendera, erläutert in einem Interview für die Aluminium-Messe Düsseldorf die Hintergründe der Magnesium-Knappheit in Europa.

Im Gespräch mit Bernhard Fragner betont Schendera, dass das Problem der Magnesiumknappheit hausgemacht sei. Insbesondere die deutsche Politik habe durch ihre Energiepolitik dazu beigetragen, dass energieintensive Unternehmen nach und nach das Land verließen. Währenddessen sicherte sich China strategisch wichtige Rohstoffe und baute unter anderem ein Magnesium-Monopol auf. Die Entwicklung wurde bedingt durch den Preisdruck der Automobilhersteller, die das um wenige Cent pro Kilo günstigere chinesische Magnesium der europäischen Produktion vorzogen. Als Folge stellten die großen europäischen und amerikanischen Firmen nach und nach ihre Magnesium-Produktionen ein. Als Beispiel nannte er das Unternehmen Hydro Magnesium, welches im Jahre 2001 das Primärwerk in Norwegen und 2007 das weltweit größte und modernste Primärwerk in Bécancour, Kanada stilllegen musste. Inzwischen wird der europäische Jahresbedarf an Magnesium nahezu komplett durch chinesisches Primärmagnesium abgedeckt. 

Die Chancen, in Europa wieder eine Primärproduktion aufleben zu lassen, sind laut Schendera gering. Das habe nicht nur mit der geschickten Preispolitik der Chinesen oder den hohen Strompreisen in Europa zu tun, sondern sei auch eine Mentalitätsfrage. Während in China täglich an der Weiterentwicklung des Magnesiums geforscht würde, erfährt das Leichtmetall beispielsweise in Deutschland keine Unterstützung von der Politik.

Schendera prognostiziert vielmehr, dass die weiter steigenden Energiepreise in Deutschland eine eigene Primärproduktion für Magnesium verhindern werden. Er erwartet vielmehr, dass weitere energieintensive Unternehmen Deutschland verlassen und schließt: „Ich sehe eigentlich nur den Weg, sich diplomatisch mit China zu einigen.“