Globale Herausforderungen gemeinsam anpacken
Die Bühler Networking Days wurden 2016 ins Leben gerufen und finden seither alle drei Jahre statt. Die Veranstaltung im Jahr 2022 stand unter dem Motto „Accelerating Impact Together“ und konzentrierte sich auf den Übergang zur Nachhaltigkeit. Diskutiert wurden die Notwendigkeit von sinnhaften Unternehmenszielen, Bildung, Technologie und Innovation. Führende Akademiker, Wirtschaftsführer, Unternehmer und Innovatoren legten den Teilnehmern dar, wie Unternehmen den globalen Herausforderungen von heute am besten begegnen können.
Stefan Scheiber, CEO der Bühler Group, sagte in seiner Eröffnungsrede: „In unseren Branchen – Tiernahrung, Lebensmittel und Mobilität – war die Innovationsrate noch nie so hoch wie heute. Das hat Auswirkungen, denn wir brauchen neue Technologien und eine umfassende Zusammenarbeit, um neue Herausforderungen zu bewältigen und gleichzeitig die Zukunft unserer Unternehmen auf verantwortungsvolle Weise zu sichern. Wir brauchen Technologien, wir brauchen Zusammenarbeit und verantwortungsvolle Führung, um die Zukunft zu gestalten.“
Wirkung durch Zielsetzung
Ranjay Gulati, Harvard-Professor für Betriebswirtschaftslehre, hob hervor, dass sich Unternehmen auf einen klar formulierten sozialen Zweck fokussieren sollten. Er warnte davor, sich in komplexen Metriken rund um Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) sowie Corporate Social Responsibility (CSR) zu verlieren. „Zweckbestimmung schafft einen Kompass und einen Orientierungsrahmen dafür, wohin man in turbulenten Zeiten geht, wenn um einen herum viele Dinge passieren.“ erklärte Gulati. Er fügte hinzu, dass die Fokussierung auf den sozialen Zweck auch die Mitarbeitenden motiviere und inspiriere, während eine klar ausgedrückte geschäftliche Motivation oft nützliche Klarheit und Orientierung für Geschäftspartner biete.
Führung übernehmen, um Wirkung zu erzielen
Satya Nadella, CEO von Microsoft, erläuterte den Zusammenhang von Unternehmensführung und Eindämmung des Klimawandels: „Wir leben in einer komplexen, unsicheren Welt, und es wird immer Unklarheiten in unserer Arbeit geben. Wahre Führungspersönlichkeiten schaffen immer Klarheit und treffen Entscheidungen, auch in unsicheren Zeiten.“ Christian Klein, CEO von SAP, ergänzte, dass Führungskräfte ihre Branche und ihr Geschäft gründlich verstehen müssen, besonders, wenn es um die Komplexität der Lieferketten geht. „Durchgängige Rückverfolgbarkeit bedeutet, dass man darüber nachdenken kann, wie man die Nachfrage in Echtzeit messen und den Bestand bis hin zum Rohstoff anpassen kann.“ Nur wenn die Lieferketten vollständig verstanden werden, sei es möglich, die Standards etwa bei Menschenrechten zu verbessern und Scope-3-Emissionen angemessen zu berücksichtigen.
Die beschleunigende Wirkung der Innovation
Auf den Networking Days traten ebenfalls Start-ups auf, die Nachhaltigkeit durch Hightech-Fortschritte vorantreiben. So beschrieb Dr. Christoph Gebald, Mitgründer und Co-CEO von Climeworks, wie sein Unternehmen der Atmosphäre CO2 entzieht und es dauerhaft im Boden speichert, um den Klimawandel aufzuhalten. Climeworks wurde vor 13 Jahren gegründet und betreibt heute in Island die weltweit größte Anlage zur Abscheidung von CO2 aus der Atmosphäre. Er prognostizierte, dass sich diese Technologie durchsetzen und in 30 Jahren CO2 im Gigatonnenbereich aus der Atmosphäre entfernen wird.
Clara Rowe, Geschäftsführerin von Restor, wies auf das Klimapotenzial der Renaturierung hin. „Allein die Wiederherstellung von Wäldern kann schätzungsweise bis zu 60 % des heute zu erwartenden Artensterbens verhindern, die Ernährungssicherheit für über eine Milliarde Menschen auf der ganzen Welt verbessern und etwa 299 Gigatonnen Kohlenstoff binden. Das sind etwa 30 % des Kohlenstoffs, der sich seit der industriellen Revolution in der Atmosphäre angesammelt hat“, so Rowe. Restor ist ein gemeinnütziges Start-up, das mit Hilfe von Satellitenbildern weltweit Renaturierungsprojekte überwacht.
Die Rolle der Wirtschaft im Bildungswesen
Führende Vertreter von akademischen Einrichtungen betonten, wie notwendig stärkeres Erfahrungslernen für Studierende sei und forderten die Unternehmen auf, mit ihren lokalen akademischen Einrichtungen zusammenzuarbeiten. Joël Mesot, Präsident der ETH Zürich, unterstrich die Notwendigkeit eines Sozialvertrags zwischen Unternehmen und Gesellschaft für das Gemeinwohl.
Und Martin Vetterli, Präsident der EPFL, der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne, ergänzte: „Das bedeutet, dass wir unsere Studierenden in die Industrie schicken können statt in ein akademisches Labor, oder dass sie ein Austauschsemester in einem echten Unternehmen verbringen können. Dadurch erhalten sie Einblicke in die Praxis und die Unternehmen können Talente erkennen, was wiederum heißt, dass wir gemeinsam die nächste Generation von Talenten heranziehen.“
Die Redner betonten, dass das traditionelle Modell der episodischen Ausbildung, das mit der Universität endet, nicht mehr zweckmäßig sei, wenn es um einen dynamischen Arbeitsmarkt gehe, der eine ständige Umschulung erfordere. „Lernen ist heute ein lebenslanges Unterfangen, und die Unternehmen müssen sich fragen, wie sie ihren Mitarbeitern dabei helfen, nicht in einer bestimmten Denkweise zu verharren, sondern sich immer wieder neu herauszufordern.“ sagte Ranjay Gulati, Harvard-Professor für Betriebswirtschaftslehre.
Wir müssen über Ungleichheit sprechen
Izzy Obeng, CEO von Foundervine, einem Start-up-Beschleuniger, der sich für die Beseitigung sozialer und wirtschaftlicher Hindernisse einsetzt, präsentierte den Zuhörern der Networking Days nüchterne Statistiken. Nur 38 schwarzen Unternehmern ist es gelungen, zwischen 2009 und 2019 Risikokapitalmittel zu beschaffen, was 0,5 % des gesamten in diesen zehn Jahren bereitgestellten Kapitals ausmacht. Obeng erklärte den Delegierten, dass kein von Schwarzen geführter Risikofonds in Europa jemals nennenswerte institutionelle Mittel für Investitionen in Gründer aufgebracht hat. Foundervine hat bisher mehr als 5000 Führungskräfte in Großbritannien unterstützt, Unternehmen zu gründen und Investitionen zu erhalten.
Obeng wies die Teilnehmer darauf hin, dass jeder in die Gespräche über Vielfalt einbezogen werden müsse und fügte hinzu, dass die Unternehmen auch mehr in ihre lokalen Gemeinschaften investieren müssten. Führungskräfte hätten die Chance, Standards zu setzen, um denen eine Stimme zu geben, die traditionell keine hatten. „Stärken Sie Gemeinschaften, die in der Vergangenheit an den Rand gedrängt wurden, und sehen Sie, wo Ihre Unternehmen und Sie als Einzelperson Möglichkeiten zur finanziellen Eingliederung und zum Vermögensaufbau bieten können.“
Zum Abschluss der Konferenz sagte Scheiber, CEO der Bühler Group: „Diese beiden Tage haben gezeigt, wie groß das Potenzial ist, in so vielen wichtigen Bereichen sinnvolle Veränderungen herbeizuführen. Ich bin so ermutigt durch die zahllosen Interaktionen und den gemeinsamen Wunsch, unsere Wirkung zu beschleunigen, branchenübergreifend und auf globaler Ebene. Gemeinsam können und werden wir eine bessere, nachhaltigere und gerechtere Welt für künftige Generationen schaffen.“