Kälteres Klima für Familienunternehmen

Standort Deutschland wird immer unattraktiver

Das ZEW Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim vergleicht im Auftrag der Stiftung Familienunternehmen zum neunten Mal seit 2006 die Standortfaktoren von 21 Industriestaaten.

Die Liste der attraktivsten Standorte für Familienunternehmen wird angeführt von den USA, Kanada, Schweden und der Schweiz. Die Spitzenstandorte lassen Deutschland weit abgeschlagen hinter sich. Von 21 betrachteten Industriestaaten erreicht Deutschland nur Platz 18 und ist damit im Vergleich zum vorhergehenden Länderindex aus dem Jahr 2020 um vier Plätze abgerutscht. Schlechter sieht es nur in Ungarn, Spanien und Italien aus. 

Besonders geringe Bewertungen erhält Deutschland in den Bereichen Regulierung, Steuerbelastung und Energie. Auch bei der Infrastruktur kann Deutschland nicht mithalten und fällt weiter nach hinten. Vergleichsweise günstig wird hingegen die finanzielle Stabilität des deutschen Standorts eingeschätzt. 

Der Länderindex wird als gewogener Durchschnitt von sechs Subindizes errechnet: Steuern, Arbeit, Regulierung, Finanzierung, Infrastruktur und Investitionen, Energie. Er kann Punktwerte zwischen 0 und 100 annehmen. Starke Verbesserungen zeigten Japan und Schweden, große Verluste verzeichneten Österreich und die Niederlande. Es zeigt sich, dass die Länder der EU im internationalen Vergleich insgesamt an Boden verlieren.

Professor Rainer Kirchdörfer, Vorstand der Stiftung Familienunternehmen, kommentiert: „Der Industriestandort Deutschland hat dramatisch an Qualität verloren. Gerade die hohen Energiepreise, an denen wir wenig ändern können, müssten doch Anreiz bieten, die übrigen Rahmenbedingungen für Investitionen zu verbessern. Im internationalen Vergleich auf den hintersten Plätzen – das ist nicht das Feld, in das wir gehören.“

Die gegenwärtige Krise sollte als Chance zur Umkehr begriffen werden, vor allem zum Abbau lähmender Regulierungslasten, schreiben die Studienautoren. Der Leiter des ZEW-Forschungsbereichs „Unternehmensbesteuerung und Öffentliche Finanzwirtschaft“ und Mitverfasser des Länderindex Prof. Dr. Friedrich Heinemann plädiert dafür, dass die Genehmigung und Durchführung öffentlicher Investitionsvorhaben sich in der Breite beschleunigen sollte.

Die Stiftung Familienunternehmen ermöglicht interdisziplinäre Studien renommierter Wissenschaftler und Forschungseinrichtungen. Sie unterstützt darüber hinaus wissenschaftliche Einrichtungen, die sich mit Familienunternehmen befassen. Die Stiftung ist fachlicher Ansprechpartner in rechtlichen, steuerlichen und wirtschaftspolitischen Fragestellungen rund um das Thema Familienunternehmen und wird getragen von mehr als 500 Förderern aus dem Kreis großer deutscher Familienunternehmen.

Das ZEW – Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung in Mannheim ist ein gemeinnütziges wirtschaftswissenschaftliches Forschungsinstitut. Es wurde 1990 auf Initiative der baden-württembergischen Landesregierung, der Wirtschaft des Landes und der Universität Mannheim gegründet. Seitdem hat sich das ZEW als eines der führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute mit hoher europäischer Reputation etabliert.

Mehr Informationen:

Die Studie steht hier kostenlos zum Download bereit: 
familienunternehmen.de/Laenderindex-2022_Studie.pdf

Interaktive Karte der Stiftung Familienunternehmen:
familienunternehmen.de/laenderindex-familienunternehmen​​​​​​​

zew.de