Langfristige Perspektive für den Schiffbau in Wismar

thyssenkrupp Marine Systems übernimmt MV Werften

thyssenkrupp Marine Systems (tkMS) teilte mit, dass es den traditionsreichen Schiffbaustandort MV Werften in Wismar übernimmt. Die Mitarbeiter wurden am 10.6.2022 auf einer Versammlung vom Insolvenzverwalter Dr. Christoph Morgen in Anwesenheit von Wirtschaftsminister Reinhard Meyer, CEO Oliver Burkhard und IG-Metall-Bezirksleiter Daniel Friedrich informiert.

CEO Oliver Burkhard: „Wir kommen nach Wismar, um Marine Systems, aber auch dem Standort und den Menschen hier eine echte Perspektive zu geben. Schiffbau ist, woher wir kommen und Schiffbau ist, wohin wir gehen wollen. Und das gemeinsam mit der Belegschaft – und zwar mit so vielen, wie uns möglich ist! Wir sind überzeugt davon, dass wir gemeinsam erfolgreich sein können und dass diese Partnerschaft gut für alle ist.“

Den MV Werften war im Zuge der Coronapandemie das Geschäftsmodell weggebrochen. In Mecklenburg-Vorpommern sollte das weltgrößte Kreuzfahrtschiff, die „Global Dream“ für 9500 Passagiere entstehen. Nachdem der Markt für Kreuzfahrtschiffe im Zuge der Coronapandemie kollabierte, musste der Mutterkonzern Genting Hongkong bereits im Jahr 2020 Nettoverluste in Höhe von 1,7 Milliarden US-Dollar hinnehmen. Für die drei Standorte Wismar, Warnemünde und Stralsund wurde Insolvenz gemeldet.

Zukünftig könnte der Standort von den Rüstungsmilliarden profitieren. thyssenkrupp Marine Systems baut derzeit in Kiel U-Boote für Deutschland und Norwegen. Bei einer Beauftragung weiterer U-Boote durch den Bund könnte tkMS im Laufe des Jahres 2024 auch in Wismar U-Boote fertigen. 

Abhängig von der Auftragslage würden zunächst 800 Mitarbeiter beschäftigt werden. Bei zusätzlichem Auftragseingang im Überwasserbereich rechnet tkMS aber damit, die Beschäftigtenzahl am Standort Wismar mittelfristig auf 1500 zu erhöhen. Auf der Werft waren zuletzt 2000 Mitarbeiter beschäftigt gewesen.

Mecklenburg-Vorpommerns Wirtschaftsminister Reinhard Meyer: „Der Schiffbau lebt in Wismar weiter. Für den Werftstandort werden durch die neue Eigentümerin thyssenkrupp Marine Systems Zukunftsperspektiven aufgezeigt. Die Beschäftigten haben in der Vergangenheit erfolgreich bewiesen, dass sie Schiffe bauen und komplexe Herausforderungen meistern können. Es besteht mit thyssenkrupp Marine Systems die Chance, möglichst viele Arbeitsplätze in der maritimen Industrie zu erhalten.“

Über den Kaufpreis wurde Stillschweigen vereinbart. Neben den notwendigen Investitionen in die Infrastruktur ist auch eine Weiterqualifizierung der Mitarbeiter notwendig. Deren Einstellung wird bei entsprechender Auftragslage vorrangig aus einer Transfergesellschaft stattfinden, die für die ehemaligen Beschäftigten der MV Werften eingerichtet wurde. 

Unklar ist noch, was mit dem zu 80 % fertiggestellte Schiff „Global Dream One” wird. Einen Käufer für das Schiff hat der Insolvenzverwalter bislang nicht gefunden. Vom Schwesternschiff, der „Global Dream Two“, die im Baudock am Werftstandort Rostock-Warnemünde liegt, ist bis jetzt nur der Stahlrumpf fertiggestellt. Dieser soll jetzt zum Schrottwert verkauft werden. Aus dem Verteidigungsministerium heißt es, dass der Bund den Standort Rostock der MV Werften als Reparaturbetrieb für die Marine kaufen will.

Über thyssenkrupp Marine Systems
thyssenkrupp Marine Systems ist mit rund 6.500 Mitarbeitern eines der weltweit führenden Marineunternehmen und als Systemanbieter im Unter- und Überwasserschiffbau sowie im Bereich maritimer Elektronik und Sicherheitstechnologie tätig. Weitere Informationen unter thyssenkrupp-marinesystems.com