Kratzfreie Brammen für die Automobilindustrie
thyssenkrupp Steel hat am Standort Duisburg einen neuen hochmodernen Hubbalkenofen fertiggestellt. Installiert wurde das neue Aggregat durch Tenova LOI Thermprocess, einem Spezialisten für Wärmebehandlungsprozesse. Das Investitionsvolumen des Projekts liegt im mittleren zweistelligen Millionenbereich.
In Stoßöfen werden Brammen zur Wiedererwärmung für den Walzprozess durch den Ofen geschoben, wobei Kratzer entstehen können. Mit dem neuen Hubbalkenofen werden solche Oberflächenfehler hingegen vermieden, da die Brammen materialschonend durch eine Hebe- und Senkvorrichtung durch den Ofen getragen werden. Hierdurch werden Unterseitenverletzungen nahezu ausgeschlossen, und aufgrund des Brammenabstandes zueinander ist zusätzlich eine homogenere Brammendurchwärmung gewährleistet.
Die Abnehmer der Brammen kommen vor allem aus der Automobilindustrie. Dr. Heike Denecke-Arnold, Produktionsvorstand bei thyssenkrupp Steel, erläutert: „Mit dem neuen Hubbalkenofen kommen wir den steigenden Ansprüchen unserer Automobilkunden nach optimalen Oberflächenqualitäten nach. Durch die schonende Erwärmung der Brammen im neuen Aggregat schaffen wir bereits im Warmbandwerk die Voraussetzungen für höchste Qualitäten entlang der Prozesskette bis zum Endprodukt. Der neue Hubbalkenofen ist damit ein wichtiger Baustein unserer Strategie 20-30 zur gezielten Optimierung unseres Produktionsnetzwerks.“
Mit seiner “Stahlstrategie 20-30” richtet der Industriekonzern sein Produktportfolio auf Zukunftsmärkte und profitable Stahlgüten aus. Dazu zählen zum Beispiel Mehrphasenstähle, Leichtbaustähle und Güten mit hoher Oberflächenqualität sowie Stähle für die Elektromobilität.
Der neue Ofen zeichnet sich zudem durch seine Energieeffizienz aus. „Mit der Inbetriebnahme des neuen HBO5H verfügt thyssenkrupp Steel über die neuesten Technologien im Bereich von Wiedererwärmungsöfen für Brammen.” so der Geschäftsführer der Firma Tenova LOI Thermprocess, Christian Schrade. Die Beheizungstechnik ermögliche den Einsatz von werkseigener Produktion von Mischgas, wodurch sich der CO2-Fußabdruck im Vergleich zur Verwendung von Erdgas um mehr als 20 %. “Die Brenner können bereits jetzt schon mit bis ca. 60 % Wasserstoff betrieben und mit wenigen Handgriffen auf den Betrieb mit 100 % Wasserstoff umgerüstet werden, wodurch dann keine CO2-Emissionen erfolgen.” so Schrade weiter.
Das Warmbandwerk 2 am Standort Duisburg gehört zu den größten und modernsten Anlagen seiner Art in Europa. Mit einer Kapazität von rund fünf Millionen Tonnen bedient es vor allem die europäische Automobilindustrie mit Qualitätsflachstählen für unterschiedliche Anwendungen. Die Kapazität des neuen Hubbalkenofens liegt bei ca. 300 Brammen pro Tag, das entspricht ca. 5.000 Autos.