Ergebnisse der aktuellen Studie
In Betrieben mit mehr als 20 Beschäftigten gibt es einen Sicherheitsbeauftragten. Diese Person verfügt über entsprechende Orts-, Fach- und Sachkenntnisse, die es ihr ermöglichen, in ihrem Arbeitsbereich Unfall- und Gesundheitsgefahren zu erkennen und Maßnahmen zur Verhütung von Arbeitsunfällen, Berufskrankheiten und arbeitsbedingten Gesundheitsgefahren zu unterstützen.
Um die Wirksamkeit von Sicherheitsbeauftragten zu untersuchen und Verbesserungen für die Praxis abzuleiten, haben Fachleute aus Berufsgenossenschaften und Unfallkassen zusammen mit Expertinnen und Experten der DGUV eine Online-Befragung von mehr als 1.600 Sicherheitsbeauftragten durchgeführt. Diese wurde durch eine Expertenbefragung unter Fachkräften für Arbeitssicherheit ergänzt.
Voraussetzungen für eine erfolgreiche Arbeit
Die Ergebnisse zeigen, dass die personelle Auswahl von Beschäftigten, die die Rolle der Sicherheitsbeauftragten übernehmen, und deren Motivation für die Tätigkeit ganz entscheidend sind. Weitere Stellschrauben sind Qualifizierungen und das Schaffen einer an Sicherheit und Gesundheit orientierten Unternehmenskultur.
Je mehr Fortbildungen Sicherheitsbeauftragte besucht haben, desto höher schätzen sie die Bedeutung von Checklisten ein. Die vielen Themen lassen sich einfacher bearbeiten, wenn Checklisten zur Unterstützung zur Verfügung stehen, denn dadurch können auch komplizierte Sachverhalte auf wenige Fragen mit Priorisierung heruntergebrochen werden.
Gefragt danach, in welchen Themen sich die Sicherheitsbeauftragten selbst als am wirksamsten wahrnehmen, werden die Vermeidung unsicheren Verhaltens, die Nutzung von persönlicher Schutzausrüstung sowie die Beteiligung an der Aktualisierung der Gefährdungsbeurteilung genannt.
Laut eigener Einschätzung würden Sicherheitsbeauftragte ihre Wirksamkeit in erster Linie durch einen stärkeren innerbetrieblichen und außerbetrieblichen Erfahrungsaustausch erhöhen können. Hierfür wären digitale Formate wichtig und denkbar, die in Ergänzung zu den schon vorhandenen Formaten im Rahmen von Fortbildungen organisiert werden.
Weiterhin betonen die befragten Sicherheitsbeauftragten die Bedeutung von Fachinformationen der Berufsgenossenschaften sowie die bessere Kommunikation mit Führungskräften.
Im Zentrum steht die Kommunikation
Da Sicherheitsbeauftragte keine Weisungsbefugnis haben, sind es die Gespräche mit Kollegen, die diese zum sicherheitsgerechten Verhalten motivieren können. Laut den Autoren der Studie sollten Sicherheitsbeauftragte daher besonders in Gesprächsführung geschult werden, zum Beispiel im Rahmen der Sicherheitsbeauftragten-Grundqualifizierung oder spätestens in ergänzenden Fortbildungsmodulen.
Zum Abbau möglicher Barrieren bei der Kommunikation mit Führungskräften müssen zudem die Themen Gesprächsführung und Kommunikation noch mehr in der Aus- und Fortbildung der Sicherheitsbeauftragten behandelt werden. Als vielversprechend bewerten die Autoren zudem Informationsmaterialien für Führungskräfte, die die Vorteile einer guten Zusammenarbeit zwischen Führungskräften und Sicherheitsbeauftragten hervorheben.
Fortbildungen
Ein vordringliches Ziel sei es, dass Sicherheitsbeauftragte an einer entsprechenden Qualifizierung teilnehmen. Die Zahl der Fortbildungen hat offensichtlich Einfluss auf die Wirksamkeit der Sicherheitsbeauftragten. So schätzen sich Sicherheitsbeauftragte mit häufigeren Fortbildungen als deutlich wirksamer ein.
Die DGUV empfiehlt Fortbildungen im Abstand von drei bis fünf Jahren. Diese könnten als Mix aus Präsenz- und Online-Schulungen, Tutorials sowie innerbetrieblichen Seminaren der Unfallversicherungsträger angeboten werden. Große Bedeutung haben auch regionale Veranstaltungen. Sie behandeln meist an einem Tag jährlich wechselnde Themen und zeigen aktuelle Entwicklungen im Arbeitsschutz auf. Daneben bieten diese Veranstaltungen die Möglichkeit zum Austausch der Sicherheitsbeauftragten mit Kolleginnen und Kollegen aus anderen Betrieben und Branchen.
Stolpersteine
Die Sicherheitsbeauftragten wurden auch danach gefragt, welche Hemmnisse ihre Arbeit beeinträchtigen. Am häufigsten genannt wurde, dass Kolleginnen und Kollegen die Sicherheitsbeauftragten zu selten ansprechen, wenn sie Fragen zum Arbeitsschutz haben, und dass Sicherheitsbeauftragte oft erst spät informiert werden, wenn im Betrieb unsichere Situationen auftreten.
Als weiterer Punkt wurde der Ausschluss von Betriebsbegehungen genannt. 42,4 Prozent der Sicherheitsbeauftragten werden bei Betriebsbegehungen mit der Berufsgenossenschaft, der Unfallkasse oder staatlichen Behörden meist nicht einbezogen. Das Einbeziehen bei Betriebsbegehungen vor Ort wird von den Sicherheitsbeauftragten jedoch als wertschätzend und motivierend empfunden. Entfällt diese, kann die innerbetriebliche Wertschätzung im Kollegenkreis sinken.
42,9 Prozent der Befragten geben zudem an, dass ihnen mitunter das Fachwissen fehle, um in gefährlichen Situationen geeignete Maßnahmen anbieten zu können.
Fazit
Das Projekt „Verbesserung der Wirksamkeit von Sicherheitsbeauftragten – Konzeptionelle Überlegungen und praktische Ansätze für erfolgreiche außerbetriebliche und innerbetriebliche Maßnahmen“ hatte zum Ziel, die Wirkung der Sicherheitsbeauftragten zu verbessern. Als Ergebnis stellt der Abschlussbericht des Projektes den Sicherheitsbeauftragten, den Unternehmen und den Unfallversicherungsträgern „Beispiele guter Praxis“ als Sammlung zur Verfügung. Weiterhin habe die Befragung gezeigt, dass langjährige Sicherheitsbeauftragte sich als deutlich erfolgreicher einschätzen als der Durchschnitt der Umfrageteilnehmer und von deutlich geringeren Hemmnissen berichten. Damit sei offensichtlich, dass eine Kontinuität bei den Sicherheitsbeauftragten im Betrieb absolut erstrebenswert ist.
Weitere Informationen
Gerhard Kuntzemann und Dr. Annekatrin Wetzstein und Nicola Schmidt, Wirksamkeit von Sicherheitsbeauftragten. In:
DGUV Forum, Ausgabe 11, 2022, ISSN 2699-7304.
https://forum.dguv.de/ausgabe/11-2022/artikel/wirksamkeit-von-sicherheitsbeauftragten
Zum Abschlussbericht:
dguv.de/medien/fb_org/dokumente/abschlussbericht-projekt-wirkung-sibe.pdf