Temperatur der Schmelze unmittelbar beim Gießen des Metalls in die Form. Bei Druckguss ist die Gießtemperatur gleich der Temperatur des flüssigen Metalls im Gießofen von Warmkammermaschinen beziehungsweise beim Einfüllen in die Gießkammer von Kaltkammermaschinen.
Zu hohe Gießtemperatur (zu heißes Gießen) fördert die Gasaufnahme und damit die Gasporosität im Gussstück. Außerdem neigen die meisten Metalle und Legierungen bei höheren Temperaturen zu stärkerer Oxidation, und dies führt zu vermehrter Krätze- und Schlackenbildung sowie möglicherweise zu Einschlüssen im Gussstück. Darüber hinaus dauert bei hoher Gießtemperatur die Erstarrung länger, und dies kann zu Kornvergröberung im Gefüge und mithin zu einer Verschlechterung der mechanischen Eigenschaften führen.
Bei Sandguss können zu hohe Gießtemperaturen zu Sandanhaftungen und Penetrationen am Gussstück führen.
Bei zu niedriger Gießtemperatur kann es zu Kaltschweißstellen oder zu schlecht beziehungsweise unvollständig ausgelaufenem Guss kommen. Außerdem wird die Erzielung einer gerichteten Erstarrung erschwert und die Wirkung von Speisern vermindert, so dass die Lunkergefahr zunimmt.
Als ideale Gießtemperatur sollte man jene niedrigstmögliche Metalltemperatur anstreben, mit der die größte Anzahl fehlerfreier Gussstücke gegossen werden kann. Werden mehrere Formen nacheinander aus der gleichen Pfanne gegossen, sind Gießtemperatur und zulässige Anzahl der abzugießenden Formen sorgfältig aufeinander abzustimmen.