Glockenguss

Herstellung gegossener Glocken, vorwiegend aus Kupfer-Zinn-Legierung (Glockenbronze), zum Teil auch aus Stahl. Glockenkern und Glockenmantel werden schabloniert; kleinere Glocken werden nach Modell geformt.

Bild 1 zeigt den Aufbau einer schablonierten Form nach klassischer Herstellweise. Diese Form besteht aus drei Teilen, dem Glockenkern (auch Glockenform genannt), der „falschen Glocke“ und dem Glockenmantel. Der Glockenkern ist aufgemauert, und seine Außenkontur wird mit Lehm schabloniert. Dem Lehm sind Graphit zur Erzielung glatter Gussoberflächen und Flachsschäben oder Gerstenspreu als Auflockerungsmittel zugesetzt.

Das Berechnen der konturgebenden Schablonen gehört zum Erfahrungsschatz der Glockengießer. Im Innern des Glockenkerns brennt ein Holzkohlefeuer zum Trocknen der Aufmauerung und der Lehmschicht. Nach ausreichender Vortrocknung wird mit einer neuen Schablone eine weitere Lehmschicht aufgebracht, deren Dicke der Glokkenwanddicke entspricht. Dies ist die „falsche Glocke“, die gleichfalls getrocknet wird. Zum Schluss wird nach entsprechender Trockung der Glockenmantel auf die falsche Glocke schabloniert. Durch das im Innern des Kerns ständig brennende Holzkohlefeuer wird die Gussform fertiggetrocknet. Kleinere schablonierte Formen werden über einem Holzkohlefeuer mit langsamer Drehung um die waagerecht angeordnete Längsachse getrocknet.

Bild 1: Schnitt durch eine schablonierte Form für Glockenguss© GIESSEREI LEXIKON

Bild 2: Schnitt durch eine schablonierte Form für Glockenguss über Kopf© GIESSEREI LEXIKON

Nach vollständiger Trocknung wird der Glockenmantel, teilweise versehen mit einem Stahlgeschirr zur Außenarmierung, mit dem Kran abgehoben. Die unter dem Mantel frei gewordene falsche Glocke wird vorsichtig abgeschlagen; dadurch entsteht nach Wiederaufsetzen des Glockenmantels der Formhohlraum für das Gießen der Glocke.

Stahlgussglocken werden „über Kopf“ gegossen, Bild  2. Das Formunterteil mit dem Glockenmantel wird in einem Spezialformkasten schabloniert. Der Kasten hat mehrere waagerecht verlaufende Sandleisten und wird bei größeren Glocken mit einer Mauerung versehen. Die Innenfläche, der sog. Glockenmantel, wird sorgfältig schabloniert, und danach werden Schriften und Ornamente angebracht. Das Formoberteil wird mit dem Ballen stehend schabloniert; auch hier wird eine Mauerung, die längs der Mittelachse ausgespart ist, vorgesehen. Eingusskanäle und Speiser werden durch das Formoberteil geführt. Beim Zulegen der Form wird das Formoberteil gewendet und mit hängenden Ballen auf das Formunterteil gesetzt.

Das wichtigste Merkmal neben der Schönheit einer Glocke ist ihr Klang. Deshalb werden nach erfolgreichem Abguss alle Glocken auf ihr Klangqualität hin geprüft.