Mehr als 100 Jobs gehen verloren
Das traditionsreiche Unternehmen war erstmals durch die Flutkatastrophe im Juli 2021 in Schieflage geraten, in deren Folge ein Schaden von über einer Million Euro entstand. Im Laufe des Unwetters ergingen Regenmengen bis zu knapp 170 l/m2 auf das Land. Große Teile in Jünkerath wurden überschwemmt.
Die explodierenden Energiekosten nach dem Überfall Russlands auf die Ukraine verhinderten schließlich, dass das Unternehmen wieder auf die Beine kommen konnte, obwohl sich die Beschäftigten mit beeindruckendem Teamgeist für die Rettung ihrer Gießerei engagiert hatten.
Wie der “Volksfreund” berichtet, war es Insolvenzverwalter Rechtsanwalt Ingo Grünewald nicht gelungen, einen Investor zu finden, der den Betrieb weiterführt. Grünewald erläuterte gegenüber der Zeitung, dass schwerpunktmäßig in Europa gesucht wurde. “Die Absagen wurden mit Hinweis auf den nicht unerheblichen Investitionsbedarf in Maschinen und Immobilie sowie die nicht kalkulierbaren Energiekosten erteilt.” Für ihn sei die Situation absurd: “Die Kunden sind auf Produkte aus Jünkerath angewiesen und machen daraus keinen Hehl.”
Bisher wurden jährlich 17.000 Tonnen Gussteile hergestellt und ausgeliefert. Das Unternehmen belieferte Kunden aus den Bereichen Energieerzeugung, Verdichter und Kompressoren sowie Antriebstechnik.
Seit 2019 gehörte die Vulcast Germany GmbH zur Münchener Holding-Gesellschaft “Callista Private Equity”. In der gesamten Zeit war von der Holding-Gesellschaft kein rechtsgültiger Haushalt für die Gießerei aufgestellt worden. Ohne den konnte aber weder eine Fluthilfe für das betroffene Werk noch eine Befreiung von der EEG-Umlage für energieintensive Betriebe beantragt werden. Christian Z. Schmitz, erster Bevollmächtigter der IG Metall Trier schätzt, dass der Gießerei dadurch ein Verlust von 4 Millionen Euro entstand. Er habe Strafanzeige gegen zwei der bisherigen Geschäftsführer der Vulcast GmbH gestellt. “Hier wurde Industriegeschichte plattgemacht.”
Mit den 100 Arbeitsplätzen verliert Jünkerath einen der wichtigsten Arbeitgeber – und den wichtigsten Teil seiner Geschichte. Laut Norbert Bischof, dem Bürgermeister des 2000-Seelen-Städtchens, wäre der Ort ohne die Gießerei und die Eisenbahn gar nicht erst entstanden.