Europa droht die Deindustrialisierung

Stabil sinkende Energiepreise erst ab 2024

Laut der Unternehmensberatung PwC stehen die Schlüsselsektoren der deutschen Wirtschaft unter enormen Druck. Europa verliert als Produktionsstandort an globaler Wettbewerbsfähigkeit und Attraktivität.

Die Folgen der Energiekrise zeigen in Europa außergewöhnlich starke Auswirkungen. Laut der aktuellen Studie „Business Impact Energy Prices” von Strategy&, der Strategieberatung von PwC, gefährdet die Energiekrise die Schlüsselsektoren der deutschen Industrie. Neben der Metallindustrie sind die Automobilbranche oder der Chemiesektor besonders stark betroffen.

Der Produktionsstandort Europa verliert am Weltmarkt daher an Attraktivität. Langfristig kann das zu Strukturverschiebungen innerhalb der europäischen Industrielandschaft führen. Als mögliche Folge steht auch eine Deindustrialisierung Europas im Raum.

„Viele Unternehmen könnten sich zukünftig dazu entscheiden, ihre Produktion innerhalb Europas neu aufzustellen oder gänzlich aus Europa abzuziehen“, erläutert Andreas Späne, Europachef von Strategy&.

Die Politik müsse jetzt die richtigen Anreize setzen, um wichtige Industrien im Land zu halten. Dazu gehöre, die Inflation zu drücken und die Energietransformation zu beschleunigen, heißt es in der Studie.

Zum Teil zeigt sich die deutsche Industrie immer noch erstaunlich resilient, obwohl der durchschnittliche Gaspreis in Deutschland zwischen Januar bis August diesen Jahres um mehr als 450 Prozent gegenüber dem Durchschnittspreis zwischen 2016 und 2018 gestiegen ist. Allerdings führen die wachsenden variablen Kosten in fast allen deutschen Industriezweigen zu einem Rückgang der Margen. So stiegen die variablen Produktionskosten in der Metallindustrie um 33 Prozent und führten zu einem Rückgang der Marge von rund 4 Prozent auf < 0 Prozent. 

Auf der anderen Seite bestehe für Unternehmen die Chance, mit der Erhöhung der Energieeffizienz und dem Ausbau erneuerbarer Energien den Klimawandel zu adressieren und die Dekarbonisierung voranzutreiben. Eva Poglitsch, Director bei Strategy& Österreich und Co-Autorin der Studie, empfiehlt Unternehmen, neben den ad-hoc-Notfallmaßnahmen die anstehende Energietransformation durch Investitionen in erneuerbare Energien aktiv voranzutreiben. Dies würde die Widerstandsfähigkeit für zukünftige Krisen erhöhen.

„Wir erwarten, dass die Situation für die energieintensiven Industrien auch im kommenden Jahr angespannt bleiben wird. Erst 2024 ist mit einer Entspannung am Energiemarkt zu rechenen“, so Poglitsch.

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