Bei einem Festakt zu seinem zehnten Geburtstag hat das Helmholtz-Institut Freiberg für Ressourcentechnologie (HIF) eine neue Forschungsinfrastruktur zum Recycling strategischer Metalle im Pilotmaßstab eröffnet. Mit dem Metallurgie-Technikum baut das Institut des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf (HZDR), das eng mit der TU Bergakademie Freiberg kooperiert, seine Forschungskompetenzen in den Bereichen Metallurgie und Recycling und damit in der Kreislaufwirtschaft deutlich aus. Der Freistaat Sachsen und die EU finanzierten den Neubau mit insgesamt 10,2 Millionen Euro.
Knapp drei Jahre nach dem ersten Spatenstich im Oktober 2018 hat der Sächsische Ministerpräsident Michael Kretschmer das Technikum für Metallurgie am HIF eingeweiht: „Mit dem Helmholtz-Institut für Ressourcentechnologie steht in Freiberg ein wichtiger Baustein in der sächsischen Forschungslandschaft. Seit zehn Jahren entwickelt das Institut innovative Technologien und Lösungen für den effizienten Umgang mit knappen Ressourcen. Es leistet einen entscheidenden Beitrag für die Umsetzung der Rohstoffstrategien des Bundes und des Freistaates Sachsen und die Sicherung strategischer Rohstoffe für die heimische Wirtschaft. Das neue Metallurgie-Technikum ist ein wichtiger Meilenstein für die zukünftige Ausrichtung des Institutes und des gesamten Innovationsstandortes Sachsen. Es verfügt über eine weltweit einmalige Forschungsinfrastruktur mit modernster Ausstattung und schafft als Denk- und Experimentalplattform neue Möglichkeiten für die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler.“
Forschung zum Recycling von Metalln vom Laborversuch bis zum Pilotmaßstab
Per Knopfdruck gab der Ministerpräsident den Blick auf das Innere der Versuchshalle frei. Das neu errichtete Metallurgie-Technikum ergänzt die Infrastrukturen am HIF: „Hier können Forschungsergebnisse zur Gewinnung wie auch zum Recycling strategischer Metalle vom Laborversuch in den Pilotmaßstab skaliert werden. Dies schafft exzellente Voraussetzungen für unsere Forscherinnen und Forscher, um neue Technologien und automatisierte Prozesse zu entwickeln. Die Arbeit des HIF ist von großer gesellschaftlicher Relevanz und entspricht damit dem Grundsatz unseres Zentrums, für kommende Generationen zu forschen“, betont der Wissenschaftliche Vorstand des HZDR, Prof. Sebastian M. Schmidt.
Auf circa 1.200 Quadratmetern stehen Anlagen und Geräte zur Verfügung, die die ganze Breite metallurgischer Forschung abdecken. „Ziel ist es, primäre sowie sekundäre Rohstoffe effizient und möglichst vollständig aufzubereiten und einer (Wieder-)Verwendung zuzuführen. Mit Hilfe von pyro- und hydrometallurgischen Prozessen sowie physikalisch-chemischen und hydrobiologischen Verfahren wollen wir metallische Rohstoffe recyceln“, erklärt HIF-Direktor Dr. Jens Gutzmer (PhD ZA). Die Forscher*innen können zukünftig Materialströme zwischen einem und 500 Kilogramm einsetzen, sodass sie Experimente vom Labor- bis zum Industriemaßstab durchführen können. Durch die Kombination von Automatisierung und Digitalisierung mit flexiblen Anlagenkonzepten soll es erstmalig möglich werden, Metalle auch aus Schlacken oder Flugaschen zurückzugewinnen.
Das Technikum Metallurgie ist ein wichtiger Meilenstein in der Entwicklung des HIF. Dadurch werden intensive Kooperationen auf dem Gebiet der metallurgischen Prozesstechnik mit kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMU) sowie der Industrie auf regionaler, nationaler und internationaler Ebene auf hohem wissenschaftlichen und technischen Niveau möglich. Um die Forschung am HIF weiter zu fördern, soll nun schrittweise der bereits in den 1950iger Jahren für die Rohstoffaufbereitung entwickelte Standort des Instituts zu einem hochmodernen „Campus für Ressourcentechnologie und Nachhaltigkeit“ ausgebaut werden. In den kommenden Jahren soll die Sanierung und der Ausbau eines auf dem Campus befindlichen Technikums zur „Flexi Plant“ erfolgen. Zusammen würden die beiden Forschungsinfrastrukturen eine weltweit einzigartige Plattform zur flexiblen und agilen Verarbeitung von mineralischen und metallhaltigen Rohstoffen darstellen.
Hintergrund: Zehn Jahre Helmholtz-Institut Freiberg für Ressourcentechnologie
Am 29. August 2011 wurde das Helmholtz-Institut Freiberg für Ressourcentechnologie als Teil der Rohstoffstrategie der Bundesregierung durch das HZDR sowie die TU Bergakademie Freiberg gegründet. Aufbauend auf den Kompetenzen beider Einrichtungen im Ressourcensektor wurden Synergien gebündelt, um Lösungen für einen nachhaltigen Umgang mit Ressourcen zu entwickeln. Das HIF hat sich schnell zu einem national und international anerkannten und stark nachgefragten Partner auf dem Gebiet der Erkundung, Charakterisierung und Aufbereitung primärer und sekundärer mineralischer und metallischer Rohstoffe und den damit verbundenen Industrien entwickelt. Mittlerweile beschäftigt das HIF über 150 Mitarbeiter*innen aus 30 Nationen.
Zu seinen Erfolgen zählt die Einrichtung des „EIT Raw Materials“ im Jahr 2015. Dieser Verbund von mehr als 300 Partnern hat das strategische Ziel, die Wettbewerbsfähigkeit, das Wachstum und die Attraktivität des europäischen Rohstoffsektors durch Innovation und Unternehmertum sicherzustellen. Auf der Bundesebene konnte das HIF über das Förderprogramm WIR! 2019 das Verbundprojekt rECOmine einwerben. Das Bündnis bietet Unternehmen und Einrichtungen auf deutscher und tschechischer Seite des Erzgebirges eine Plattform, um sich zu vernetzen, Kompetenzen branchenübergreifend zu bündeln und innovative Technologien zur nachhaltigen Sanierung von und Rohstoffgewinnung aus Reststoffen des industriellen Bergbaus zu entwickeln. Die erfolgreiche Forschungsarbeit hat inzwischen drei Ausgründungen (Biconex, Erzlabor und TheiaX) hervorgebracht.