Der Anpassungsbedarf der deutschen Industrie bleibt hoch.
Im Winterhalbjahr 2022/23 wird die gesamtwirtschaftliche Leistung zwar um 0,3% bzw. 0,4% gegenüber dem Vorquartal zurückgehen, wodurch die deutsche Wirtschaft in eine technische Rezession gerät. Jedoch dürfte sich die Konjunktur ab dem Frühjahr 2023 wieder erholen und die Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte mit kräftigeren Raten zulegen.
Demnach wird die Wirtschaftsleistung 2023 nur um 0,1 Prozent schrumpfen. Im Jahr 2024 wächst die Wirtschaft dann wieder mit 1,6 Prozent.
Bei der Inflationsrate geht das ifo-Institut aufgrund der staatlichen Strom- und Gaspreisbremsen von einem Rückgang aus. Der heimische Inflationsdruck würde aber noch eine Weile hoch bleiben. Daher sinken bis Mitte 2023 die realen verfügbaren Einkommen und der Konsum der privaten Haushalte. Insgesamt dürfte die Inflationsrate von 7,8% auf 6,4% sinken.
Gleichzeitig erwärmte sich im ostdeutschen verarbeitenden Gewerbe das Geschäftsklima im Dezember überaus deutlich. Sowohl Geschäftslage als auch Ausblick der befragten Industrieunternehmen legten kräftig zu.
Bundesbank und IKB äußern sich verhaltener
Auch die Deutsche Bundesbank erwartet keinen schwerwiegenden Einbruch im gegenwärtigen Winterhalbjahr. In ihren Perspektiven der deutschen Wirtschaft bis 2025 geht sie allerdings davon aus, dass die deutsche Wirtschaft 2023 kalenderbereinigt um 0,5% schrumpft. Ab der zweiten Jahreshälfte 2023 sollte sich die deutsche Wirtschaft aber wieder erholen und in 2024 um 1,7 % wachsen. Da der Arbeitsmarkt robust bleibe, legen ab der zweiten Jahreshälfte 2023 bei sinkenden Inflationsraten auch die realen Löhne wieder zu.
Die IKB Deutsche Industriebank AG ist mit ihren Prognosen pessimistischer. Für Deutschland erwartet sie im Jahr 2023 eine Schrumpfung des BIP um 0,8 %. Mit einer Erholung der Wirtschaft sei frühestens in der zweiten Jahreshälfte 2023 zu rechnen, allerdings werde diese weniger dynamisch sein. Von einer V-Erholung ist nicht auszugehen. Der Anpassungsbedarf der deutschen Industrie bleibe besonders hoch: “Während die Unternehmen ihre Margen im Jahr 2022 aufgrund der robusten Nachfrage und trotz eskalierender Kosten halten konnten, dreht sich das Blatt im Jahr 2023. Eine sinkende Nachfrage, aller Voraussicht nach hoch bleibende Energiekosten sowie anhaltender Lohndruck belasten die Margen und damit die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland. Hinzu kommt eine hoher Investitionsbedarf aufgrund der Klimaziele.”
Weitere Informationen
Konjunkturprognose des ifo-Instituts:
https://ifo.de/konjunkturprognose-winter-2022
Monatsbericht der Deutschen Bundesbank:
https://bundesbank.de/2022-12-prognose-data.pdf
Barometer der IKB:
https://ikb.de/2022_12_Barometer.pdf